Thema 3 - Ist glutenfreie Ernährung gesund?

3.4 Vegetarische und vegane Ernährung

Wenn sich eine Person mit Zöliakie vegetarisch oder vegan ernähren möchte, 
werden nicht nur glutenhaltige sondern auch tierische Lebensmittel aus dem Speiseplan gestrichen. Dadurch kann sich das Risiko für Nährstoffdefizite erhöhen. Eine sehr durchdachte Lebensmittelauswahl und im Idealfall auch eine Überwachung der Nährstoffversorgung durch einen Arzt und Ernährungsberater sind deshalb dringend empfohlen. 

Eine vegetarische Ernährung ist weniger einschränkend, als eine vegane Ernährung, denn sie beinhaltet auch Milch(produkte) und Eier. Viele der bei einer vegetarischen Ernährung kritischen Vitamine und Mineralien sind aber bereits problematisch für Zöliakiebetroffene und in einer veganen Kost nur noch in sehr geringen Mengen enthalten. Zu diesen Nährstoffen gehören vor allem Omega-3-Fettsäuren, die Vitamine D, B12 (Cobalamin) und B2 (Riboflavin), die Mineralstoffe Eisen und Calcium sowie die Spurenelementen Jod, Selen und Zink. 

Viele speziell für die vegetarische oder vegane Ernährung produzierte Lebensmittel werden deshalb mit diesen kritischen Nährstoffen angereichert. Diese Produkte sind aber nicht unbedingt gleichzeitig auch glutenfrei. Daher sollte bei der Auswahl dieser vegetarischen oder veganen Produkte besonders darauf geachtet werden. 

Eine ausgewogene Eiweißzufuhr ist bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs ebenfalls einfacher sicherzustellen. Pflanzliches Eiweiß ist etwas schlechter verwertbar als tierisches Eiweiß. Vielen Gemüsesorten fehlen außerdem bestimmte Eiweißbausteine, sogenannte „essentielle Aminosäuren“, die der Körper nicht selbst herstellen kann sondern aus der Nahrung aufnehmen muss. Als Vegetarier kann man den Eiweißbedarf unter anderem durch den Verzehr von Eiern oder Milchprodukten decken. Für Veganer wird es schon etwas schwieriger. Deshalb sollte eine große Auswahl verschiedener Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen. Pflanzliche Lebensmittel können so kombiniert werden, dass sie einander ergänzen. Das bedeutet, dass man durch die Kombination bestimmter pflanzlicher Lebensmittel alle essentiellen Aminosäuren abdecken kann, selbst wenn den einzelnen Lebensmitteln bestimmte Aminosäuren fehlen. Diese Kombinationen bestehen jedoch meist aus Getreide und Hülsenfrüchten und sind daher bei Zöliakie nur bedingt umsetzbar. Die Zusammenstellung des Speiseplans erfordert deshalb ganz besondere Aufmerksamkeit und Überlegung.

Außerdem ist die Energiezufuhr bei einer vegetarischen und vor allem bei einer veganen Ernährung geringer. Für die Gewichtsreduktion bei Übergewicht kann das ein Vorteil sein. Bei Untergewicht kann es zum Problem werden, wenn nicht darauf geachtet wird. Bei einer zu geringen Energiezufuhr wird nämlich auch das gerade bei der veganen Ernährung so notwendig benötigte Eiweiß zu Glukose umgewandelt und als Energielieferant verwendet. Es steht dann nicht mehr als „Baustoff“ zur Erneuerung der Körperzellen (z.B. der Muskeln, des Blutes oder der Organe) zur Verfügung. Vor allem bei Kindern spielt das eine große Rolle, denn sie benötigen für das Wachstum im Verhältnis zu ihrer Körpergröße mehr Energie und Wachstum als Erwachsene. 

Für Kinder und Jugendliche wird eine vegane Ernährung aufgrund der Gefahr einer unzureichenden Versorgung mit Energie, Eiweiß, B-Vitaminen und Mineralstoffen ausdrücklich nicht empfohlen. Untersuchungen konnten solche Nährstoffmangelerscheinungen bei vegan ernährten Kindern nachweisen. Diese Nährstoffdefizite können unumkehrbare negative Auswirkungen auf die körperliche, motorische und geistige Entwicklung eines Kindes haben. 

Wenn Eltern für ihre Kinder eine vegetarische Ernährung wählen, ist eine ausgewogene Ernährung bei sorgfältiger Lebensmittelauswahl möglich. Die Eltern sollten aufgrund der Einschränkungen durch die glutenfreie Ernährung aber überlegen, die vegetarische Kost bei Kindern etwas weniger streng auszulegen, indem ab und an auch hochwertige Fleisch- und/oder Fischprodukte aus biologischer Haltung auf dem Speiseplan stehen (flexitarische Ernährung). Streng vegetarisch ernährte Kindern sollten aber unbedingt ärztlich überwacht werden, um mögliche Nährstoffdefizite schnell aufzudecken und ihnen rechtzeitig entgegenzuwirken. 

Auch Erwachsene sollten mit Arzt und Ernährungsberater sprechen, insbesondere wenn sie sich für eine streng vegane Ernährung entscheiden. So können Sie passend zu Ihren Ernährungsgewohnheiten und Vorlieben bezüglich des Nährstoffbedarfs und der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln beraten werden.

Weitere Informationen zur veganen Ernährung finden Sie hier.