Thema 3 - Ist glutenfreie Ernährung gesund?
3.1 Ernährungsfragen...
...zum Zeitpunkt der Diagnose
Wenn die Diagnose gestellt wird, zeigen manche Betroffene bereits bestimmte Mangelerscheinungen oder niedrige Spiegel für bestimmte Nährstoffe im Blut. Die Schwere hängt davon ab, wie lange die Erkrankung unbehandelt war und in welchem Ausmaß die Dünndarmschleimhaut geschädigt wurde.
Die verschiedenen Nährstoffe werden in unterschiedlichen Bereichen des Dünndarms in den Blutkreislauf aufgenommen (Abbildung 8). Da die oberen Abschnitte des Dünndarms, genannt Duodenum und Jejunum besonders von Zöliakie betroffen sind, zeigt sich ein Mangel vor allem für diejenigen Nährstoffe, die in diesen Darmabschnitten aufgenommen werden. Dabei handelt es sich vor allem um Eisen, Folsäure, Zink und Calcium. Fettlösliche Vitamine (Vitamine A, D, E, K) sind ebenfalls häufig betroffen. Obwohl Vitamin B12 in den unteren Darmabschnitten aufgenommen wird, haben Zöliakiebetroffene auch häufig einen Mangel an B12.
Ob es sinnvoll ist, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Ausprägung des Nährstoffmangels
allgemeiner Gesundheitszustand
Alter und Lebenssituation (Wachstum, geplante Schwangerschaft etc.)
Vorliegen möglicher, weiterer Lebensmittelunverträglichkeiten
Fragen sie Ihren behandelnden Arzt, ob die Einnahme von Nahrungsergänzungspräparaten in Ihrem Fall empfohlen oder unnötig ist.

Abbildung 8: Verschiedene Nährstoffe werden in verschiedenen Teilen des Dünndarms aufgenommen
(Quelle: FocusINCD)
… unter glutenfreier Ernährung und stabilem Verlauf
Nach Beginn der glutenfreien Ernährung wird sich die Dünndarmschleimhaut erholen und schließlich wieder problemlos in der Lage sein, alle benötigen Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen. Normalerweise gibt es dann keinen Grund, weiterhin Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen.
Eine ausgewogene glutenfreie Ernährung kann alle notwendigen Nährstoffe liefern, wenn auf eine ausgewogene Lebensmittelauswahl geachtet wird. Mehr Informationen dazu finden Sie in Tabelle 1:

Tablle 1: Häufig auftretende Probleme bei der Nährstoffauswahl unter einer glutenfreien Diät (Quelle: FocusINCD)
Nur bei anhaltenden Beschwerden wie chronischer Erschöpfung oder ausbleibendem Wachstum bei Kindern wird der Arzt weitere Untersuchungen durchführen. Wird dabei ein Nährstoffmangel festgestellt, sollte zuerst nach den Ursachen gesucht werden, wie beispielsweise eine ungesunde Lebensmittelauswahl, sehr langsames Ansprechen auf die glutenfreie Diät oder (un)absichtlicher Glutenverzehr, Vorliegen weitere Erkrankungen und Unverträglichkeiten oder (in sehr seltenen Fällen) eine refraktäre Zöliakie (Kapitel 1, Thema 4.1). Dann sollte in erster Linie die Ursache behandelt werden. Parallel dazu kann aber die weitere Einnahme bestimmter Nahrungsergänzungsmittel notwendig sein.
In den meisten Fällen kann der Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen aber auch mit einer glutenfreien Ernährung gedeckt werden, wenn bei der Lebensmittelauswahl ein paar Dinge beachtet werden, wie Tabelle 1 zusammenfasst.
Obst, Gemüse, Fleisch, Milchprodukte und Hülsenfrüchte sind gute und von Natur aus glutenfreie Lieferanten für Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Im Gegensatz zu industriell hergestellten glutenfreien Fertiglebensmitteln sind sie kostengünstig in jedem Supermarkt verfügbar.
In den letzten Jahren sind zudem die sogenannten Pseudogetreide immer bekannter geworden. Neben Quinoa erfreuen sich auch Hirse, Amaranth und Buchweizen immer größerer Beliebtheit in Gastronomie und Handel. Sie bieten eine sehr gute Quelle für Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe und sind deshalb eine Bereicherung für die glutenfreie Kost. Studien konnten zeigen, dass täglich drei Portionen dieser Pseudogetreidearten einen positiven Effekt auf die Ernährungsqualität haben. Wer diese Pseudogetreide noch nicht kennt, sollte einfach mal verschiedene Zubereitungsarten ausprobieren!
Leider gibt es nur wenige Untersuchungen, die eine Kontamination dieser Produkte mit glutenhaltigen Getreiden ermittelt haben. Eine italienische Studie untersuchte 200 Produkte aus Supermärkten auf Verunreinigungen mit Gluten und kam zu dem Ergebnis, dass keines der lizenzierten Produkte mit der durchgestrichenen Ähre verunreinigt war. Bei den glutenfreien (Pseudo-)Getreiden ohne diese Lizenzierung gab es ein paar Ausreißer, die mit Gluten kontaminiert waren. Das Ausmaß hielt sich mit 20 bis 100 mg Gluten pro Kilogramm Lebensmittel aber noch in Grenzen. Im Vergleich zu früher durchgeführten, ähnlichen Untersuchungen fielen die Ergebnisse damit deutlich besser aus. Trotzdem ist es gerade bei den glutenfreien Getreien empfehlenswert, auf Nummer sicher zu gehen und nur Produkte mit der durchgestrichenen Ähre und Lizenznummer zu kaufen.